GSB 7.1 Standardlösung

Die Rolle der Wissenschaft bei der Endlagersuche

Bildergalerie | 18.11.2022

Sie gehört laut Gesetz zur DNA der Endlagersuche und soll das Verfahren auf ein solides Fundament stellen – die Wissenschaft. Doch was verbirgt sich genau dahinter? Welche Wissenschaften sind eigentlich gemeint und was ist ihr gemeinsamer Nenner? Zusammen mit der Technischen Universität München hat das NBG genau diese Fragen in den Mittelpunkt einer Veranstaltung gestellt.

Die NBG-Veranstaltung in Bildern

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NBG-Veranstaltung "Die Rolle der Wissenschaft bei der Endlagersuche" (18.11.2022/München-Online) — Viele Wissenschaftler*innen sind Teil des NBG – eine von ihnen ist Miranda Schreurs, Professorin für Umwelt- und Klimapolitik. Gemeinsam mit ihrem Lehrstuhl an der TU München hatte das NBG zu der Veranstaltung rund um die Rolle der Wissenschaft bei der Endlagersuche eingeladen. Rund 80 Interessierte waren vor Ort, ebenso viele verfolgten die Diskussionen per Videoschalte und via YouTube-Livestream. Die Bandbreite der Vorträge reichte von der Definition von Wissenschaft bis zu ihrer Kommunikation. Aygül Cizmecioglu

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NBG-Mitglied Werner Rühm (NBG-Veranstaltung "Die Rolle der Wissenschaft bei der Endlagersuche", 18.11.2022/München-Online) — NBG-Mitglied und Strahlenforscher Werner Rühm war einer der Paten für die Veranstaltung. Er hob hervor, dass laut Gesetz die Endlagersuche nicht nur transparent, partizipativ, selbsthinterfragend und lernend sein soll, sondern auch wissenschaftsbasiert. Doch es gibt unterschiedliche Auffassungen, was damit gemeint ist. Wissenschaftliche Erkenntnisse können eine Empfehlungsgrundlage für die Politik sein. Der kritische Wissenschaftsdiskurs kann aber auch die öffentliche Debatte im Verfahren verbessern. Aygül Cizmecioglu

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Ortwin Renn, Direktor des Potsdamer Instituts for Advanced Sustainability Studies/IASS (NBG-Veranstaltung "Die Rolle der Wissenschaft bei der Endlagersuche", 18.11.2022/München-Online) — In seinem Vortrag unterteilte Ortwin Renn, der Direktor des Potsdamer Instituts for Advanced Sustainability Studies (IASS) Wissenschaft zunächst in drei Kategorien: die neugiergetriebene, die zielorientierte und die katalytische Wissenschaft. Die Letztere fokussiere besonders gesellschaftliche Prozesse wie z.B. die Endlagersuche und versuche dort Erkenntnisse aus den ersten beiden Wissenschaftsformen gesellschaftlich zu verankern. Dadurch werde sie oft selbst zu einem aktiven Teil des Prozesses. Aygül Cizmecioglu

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Astrid Séville, Professorin für Politische Theorie an der Hochschule für Politik München (NBG-Veranstaltung "Die Rolle der Wissenschaft bei der Endlagersuche", 18.11.2022/München-Online) — Aber mit welcher Legitimität? Für die Politologin Astrid Séville ist die Wissenschaft keine heilige Instanz. Sie sei mehr ein dynamischer Prozess, bei dem altes Wissen infrage gestellt und durch neues ergänzt werde. Dadurch könne sie gar keinen Anspruch auf die absolute Wahrheit erheben, sondern sich dieser nur annähern. Hier die lernende, reflektierende Wissenschaft, dort die auf Machtstrukturen basierende Politik. Die Endlagersuche agiert genau in diesem Spannungsfeld. Aygül Cizmecioglu

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Eva Bayreuther, Teilnehmerin (NBG-Veranstaltung "Die Rolle der Wissenschaft bei der Endlagersuche", 18.11.2022/München-Online) — Dabei spiele die Sprache eine Schlüsselrolle, betonte die Teilnehmerin Eva Bayreuther in der Diskussion. Doch wie kommt man zu einer gemeinsamen Sprache - nicht nur zwischen Forschung, Politik und Öffentlichkeit, sondern auch zwischen den Wissenschaften? Geht es z.B. um die Sicherheit bei der Endlagersuche, versteht womöglich ein Soziologe darunter etwas anderes als eine Geologin. Eine gesellschaftliche Mammutaufgabe mit vielen Akteuren erfordere eine „Übersetzung“ dieser unterschiedlichen Sprachebenen. Aygül Cizmecioglu

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Michael Sailer, ehemaliges Mitglied der Endlagerkommission (NBG-Veranstaltung "Die Rolle der Wissenschaft bei der Endlagersuche", 18.11.2022/München-Online) — Wie notwendig solch eine transdisziplinäre Kommunikation ist, wurde bei Michael Sailer deutlich. Für das ehemalige Mitglied der Endlagerkommission sind die Natur- und Ingenieurwissenschaften entscheidend im Verfahren, den Sozial- und Geisteswissenschaften sprach er nur eine Hilfsrolle zu und erntete mit dieser provokanten These Kritik. Wer seine empirischen Fakten nicht früh genug mit den gesellschaftswissenschaftlichen Erkenntnissen verzahnt, wird weder ein sicheres noch akzeptiertes Endlager bekommen. Aygül Cizmecioglu

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Harald Lesch, Astrophysiker LMU München (NBG-Veranstaltung "Die Rolle der Wissenschaft bei der Endlagersuche", 18.11.2022/München-Online) — Soll die Endlagersuche gelingen, dann bräuchte es überall in Deutschland Forschungszentren, in denen Geologen, Ingenieurinnen, Politologen und Beteiligungsexpertinnen gemeinsam forschen, so Harald Lesch. Eine Katastrophe nannte der Astrophysiker die Tatsache, dass man sich jahrzehntelang einer Technologie wie der Kernkraft bedient hat, ohne an die Konsequenzen für zukünftige Generationen zu denken. Das Thema Endlagersuche müsse viel offensiver in die Öffentlichkeit getragen werden. Aygül Cizmecioglu

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Jeanne Rubner, Vice President Global Communication and Public Engagement TU München (NBG-Veranstaltung "Die Rolle der Wissenschaft bei der Endlagersuche", 18.11.2022/München-Online) — Und wie kann das gelingen? Wie kommuniziert man wissenschaftlich-komplexe Themen richtig? Genau darüber sprach Jeanne Rubner, Vice President Global Communication and Public Engagement der TU München. Endlagersuche, Corona-Pandemie, Klimawandel – das seien „wicked problems“. Ihnen gemeinsam: ihre Vielschichtigkeit. Will man diese vermitteln, brauche es klare Strukturen, eine zielgruppengerechte Sprache und Transparenz. Zudem müssten Unsicherheiten offen kommuniziert werden. Erst so entstehe Vertrauen. Aygül Cizmecioglu

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Jochen Ahlswede, Leiter der Abteilung Forschung/Internationales Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung/BASE (NBG-Veranstaltung "Die Rolle der Wissenschaft bei der Endlagersuche", 18.11.2022/München-Online) — Und dieses Vertrauen ist für die Öffentlichkeitsbeteiligung unverzichtbar. Das weiß auch das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), das als Aufsichtsbehörde verantwortlich ist für die Endlagersuche. Jochen Ahlswede leitet dort die Abteilung Forschung/Internationales. Von der Langzeitsicherheit bis zu Zwischenlagern – das BASE betreibe bzw. finanziere zu allen Aufgabengebieten wissenschaftliche Forschung. Ein Ziel sei es, Wissenschaft und Partizipationsverfahren besser zu verzahnen. Aygül Cizmecioglu

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Wolfram Rühaak, Leiter der Abteilung Sicherheitsuntersuchungen des Bereichs Standortauswahl Bundesgesellschaft für Endlagerung/BGE (NBG-Veranstaltung "Die Rolle der Wissenschaft bei der Endlagersuche", 18.11.2022/München-Online) — Den Standort mit der bestmöglichen Sicherheit zu finden, das ist die Aufgabe der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). Der für die Sicherheitsuntersuchungen zuständige Abteilungsleiter Wolfram Rühaak erläuterte, wie dies wissenschaftsbasiert gelingen kann und welche Forschungsarbeiten die BGE dazu vergeben hat. Auch sei ein regelmäßiger Blick von außen unerlässlich. Die Ergebnisse der Suche und ihre Methoden sollten daher in unabhängigen Peer Reviews beurteilt werden. Aygül Cizmecioglu

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Daniel Lübbert, Mitglied des Planungsteams Forum Endlagersuche/Vertreter der Wissenschaft (NBG-Veranstaltung "Die Rolle der Wissenschaft bei der Endlagersuche", 18.11.2022/München-Online) — Erst durch solche Peer Reviews kann man eine hohe wissenschaftliche Qualität erreichen – davon ist auch Daniel Lübbert überzeugt. Der Physiker ist als Vertreter der Wissenschaft Teil des Planungsteams, das das Forum Endlagersuche vorbereitet. Doch bisher fehle solch eine externe Evaluation und damit die Qualitätssicherung. Vielmehr: Er würde sich bei der Endlagersuche von fast allem mehr wünschen – mehr Forschung, mehr Diskurs auf Augenhöhe und mehr Unabhängigkeit. Aygül Cizmecioglu

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Teilnehmer (NBG-Veranstaltung "Die Rolle der Wissenschaft bei der Endlagersuche", 18.11.2022/München-Online) — In der Schlussrunde kamen auch einige junge Studierende zu Wort, was die Perspektive erweiterte. Viele von ihnen können bisher mit dem Thema Endlagersuche wenig anfangen. Die jahrzehntelange Konfliktgeschichte um Atomkraft und Gorleben ist ihnen fremd. Umso mehr wünschen sie sich pragmatische Lösungen jenseits von Grabenkämpfen. Und: Wer ein Endlager für 1 Million Jahre suche, dürfe sich bei einer Verzögerung um ein paar Dekaden nicht so aufregen. Also mehr Gelassenheit! Aygül Cizmecioglu

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