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End­la­ger­su­che dau­ert län­ger - was nun? Fo­kus Zeit­pla­nung

21.06.2023

Welche Schritte können bei der Endlagersuche eigentlich optimiert werden und wie sind unsere Schweizer Nachbarn mit der Zeitverzögerung umgegangen? Folge 4 der NBG-Reihe widmete sich genau diesen Fragen.

Das Erstaunen im November 2022 war groß. Keine Standortortentscheidung bis 2031! Die Endlagersuche verzögert sich um Dekaden. Doch wie kann so ein wichtiges Mammutprojekt trotzdem gelingen – ohne Abstriche bei der Öffentlichkeitsbeteiligung und der Sicherheit? Diese Frage stellten Monika C. M. Müller und Arnjo Sittig, die als NBG-Mitglieder die Folge moderierten, als Leitplanke an den Anfang.

Verzögerung um Jahrzehnte

Für ein tragfähiges Projektmanagement ist vor allem ein verlässlicher Zeitplan notwendig. Erste Einschätzungen der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) gehen im besten Fall von einer Standortentscheidung 2046 aus und in einem weniger optimistischen Szenario von 2068.

Mit zeitlichen Verzögerungen kennen sich auch unsere Schweizer Nachbarn aus, wie Tim Vietor weiß. Er ist Bereichsleiter für Sicherheit, Geologie & radioaktive Materialien bei der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (NAGRA) in der Schweiz. Die Eidgenossen haben rund zehn Jahre vor Deutschland mit der Endlagersuche begonnen und vor kurzem einen Standort vorgeschlagen – in der Region Nördlich Lägern, nahe der deutschen Grenze.

Abläufe parallelisieren

Ursprünglich waren in der Schweiz neun bis elf Jahre für diesen Prozess vorgesehen. Nach heutiger Planung werden es wohl 21 Jahre werden – vom Verfahrensstart bis zum verabschiedeten Standortentscheid. Es braucht also doppelt so lange, wie ursprünglich gedacht.

Solche Abweichungen seien bei großen Projekten mit einer gesellschaftlichen Tragweite nicht ungewöhnlich, so Tim Vietor. Man müsse sich die Zeit nehmen, die notwendig ist. Gleichzeitig betont er, dass man Optimierungspotential immer im Auge behalten sollte. Welche Abläufe können parallelisiert werden, um das Verfahren zu beschleunigen?

Mut, Prozesse neu zu denken

Das NBG und viele Teilnehmende appellieren darauf, das Verfahren mit Mut und ohne Scheuklappen auf Verbesserungsmöglichkeiten hin abzuklopfen. Ein Denken „out of the box“ könnte helfen, eingefahrene Strukturen aufzubrechen und so mehr Tempo in die Abläufe zu bringen.

Wäre eine Zeitersparnis z.B. nicht denkbar, indem man die Phase für die Regionalkonferenzen strafft? Sie spielen, wie Monika Arzberger vom Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) unterstreicht, eine zentrale Rolle, wenn es um die Akzeptanz des Verfahrens geht. In den Regionalkonferenzen sollen sich nach dem Vorschlag der Standortregionen jene Menschen einbringen, die in den potentiell geeigneten Gebieten leben.

Akzeptanz durch Wissen

Dafür müssen sie allerdings erst mit Infos und dem nötigen geologischen Knowhow versorgt werden. Wie solch eine „Befähigung“ aussehen könnte – ob in Form einer Bürger*innen-Akademie oder punktueller Workshops – darüber sollte man sich jetzt schon Gedanken machen. Auch in der Schweiz wurden die dortigen Regionalkonferenzen schon vorab von Startteams vorbereitet.

Ursprünglich vorgesehen ist, dass das BASE als Aufsichtsbehörde die Vorschläge der BGE, welche Gebiete übertägig und später untertägig erkundet werden sollen, erst am Ende der jeweiligen Phase überprüft. Eine sukzessive Prüfung könnte schon kleine Korrekturen ermöglichen und so verhindern, dass es am Ende böse Überraschungen und Zeitverzögerungen gibt.

Ein anderes Optimierungstool könnte sein, auf 2D-Seismik zu setzen statt auf hochauflösende 3D-Seismik, die sehr viel zeitaufwendiger ist.

Raus mit ungeeigneten Gebieten

Der Jurist Hartmut Gaßner war einst Teil der Endlagerkommission, die die Weichen für die jetzige Endlagersuche gestellt hat. Für ihn liegt der Schlüssel der Beschleunigung in einer zügigen Verkleinerung der potentiell geeigneten Gebiete.

Noch ist halb Deutschland im Rennen, rund 54 Prozent der Landesfläche. Wer auf vollständige Datenerhebung und Erkundung setze, drossele den ganzen Prozess. Gebiete, etwa mit geologischen Störungen, von denen man jetzt schon weiß, dass sie ungeeignet sind, müssten so schnell wie möglich aus dem Verfahren fliegen, so Hartmut Gaßner.

All diese Aspekte und Diskussionspunkte aus der Veranstaltung finden Sie auch im Video-Mitschnitt auf unserem Youtube-Kanal. Mehr Infos zu unserer Reihe und den einzelnen Folgen gibt es in unserem Dossier.

YouTube-Livestream "Endlagersuche dauert länger - was nun? Fokus Zeitplanung" (21.6.2023, Online)

Aygül Cizmecioglu

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