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Thü­rin­gen im Fo­kus

NBG-Veranstaltung "Auf der Suche nach einem Atommüll-Endlager: Thüringen im Suchverfahren" (25.6.2022/Jena) NBG-Veranstaltung "Auf der Suche nach einem Atommüll-Endlager: Thüringen im Suchverfahren" (25.6.2022/Jena)
Aygül Cizmecioglu

25.06.2022

Die Suche läuft, die ersten Teilgebiete, die potentiell für ein Endlager in Frage kommen, sind benannt. Auch Teile von Thüringen sind weiter im Rennen. Aber können sich die Menschen dort in den Prozess einbringen? Was ist ihr Blick auf das Verfahren? Darüber diskutierte das NBG am 25. Juni in Jena.

Rund 60 Prozent der Fläche Thüringens sind mit dabei. Gleich zwei Gesteinsarten – Salz und Kristallin – wären hier eine Option für ein potentielles Endlager. Und in Thüringen liegen auch zwei Modellregionen, an denen die Methoden zur weiteren Eingrenzung gefeilt werden. Diese Fokussierung weckt Ängste, sorgt für Unruhe in der Öffentlichkeit und auch in der Landespolitik.

Wissenschaft als Fundament

Gerade deshalb wollte das Nationale Begleitgremium vor Ort zuhören, eine Plattform für Dialog bieten. Gekommen waren rund 50 Personen – interessierte Bürger*innen, Vertreter*innen aus der Landespolitik und Forscher*innen. Besonders ihr Blick ist enorm wichtig.

Geologen wie Kamil Ustaszewski (Universität Jena) und Mario Suckert (Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz Thüringen) betonten auf dem Podium, dass die jetzige Endlagersuche nach wissenschaftlichen Kriterien erfolgt. Nicht die politische Interessenslage entscheidet, wo am Ende ein Standort für den hoch radioaktiven Müll hinkommt, sondern ein wissenschaftsbasiertes Verfahren.

Kein Endlager in meinem Vorgarten

Doch wieviel davon ist in der Öffentlichkeit überhaupt bekannt? Noch recht wenig, so die Thüringer Landrätin Peggy Greiser. Ein hochkomplexes Thema, sehr kleinteilig, auf Jahrzehnte angelegt – da würden viele abschalten.

Es fehle an verständlichen Angeboten, die Wissen und Überblick vermitteln. Gleichzeitig gebe es schon jetzt Landkreise, die sich gegen das Verfahren stemmen – nach dem Motto: Kein Endlager in meinem Vorgarten!

Genau diese „Nicht bei mir“-Mentalität sei zwar menschlich verständlich, schade aber dem Verfahren, warf Armin Grunwald, der Ko-Vorsitzende des NBG ein. Jede Region solle die Suche kritisch begleiten, aber diese nicht aus Eigeninteresse verhindern wollen.

Gerade das wissenschaftliche Fundament der Suche müsse stärker kommuniziert werden, um die Angst vor Willkür zu nehmen. Wie könne eine Region im Moment so sicher sein, nicht als Endlagerstandort zu taugen, während die wissenschaftlichen Suchkriterien noch erarbeitet werden? Dieses Ausscheren bringe den Prozess nicht weiter, so Armin Grunwald.

Mehr Information, mehr Verständlichkeit

Einige Vorbehalte und Kritik an der Endlagersuche spiegelten sich auch auf dem Podium. Nadine Hoffmann, die Vorsitzende des Umweltausschusses des Thüringer Landtages, brachte eine Nachjustierung des Standortauswahlgesetzes in die Diskussion ein, ohne konkrete Verbesserungsoptionen zu nennen.

Mehr Informationsangebote, mehr Verständlichkeit und vor allem mehr Vertrauen – das sei entscheidend, so Stephanie Hurst, die im Namen der Thüringer Umweltministerin an der NBG-Veranstaltung teilnahm. „Das Politische endet, wo das Wissen beginnt“, zitierte sie passend aus den Xenien von Goethe und Schiller.   

Doch Vertrauen entsteht durch Augenhöhe, durch eine starke Einbindung der Öffentlichkeit – da waren sich Kommunalpolitiker*innen und Vertreter*innen der Umweltverbände aus Thüringen einig. In puncto Partizipation gebe es noch viele Baustellen.

Lasst uns über Geld reden

Wie wird eigentlich eine Region entschädigt, wenn am Ende dort das Endlager hinkommt? Darüber würde viel zu wenig gesprochen, monierte ein Thüringer Landrat. Man könne nicht auf Bundesebene Entscheidungen treffen und die ländliche Region nur zum Ausführungsorgan degradieren.

Wer die Last für das ganze Land trage, müsse auch finanzielle Kompensationszahlungen und infrastrukturelle Unterstützung erhalten. Und genau darüber solle man nicht später, sondern schon jetzt reden.

Dass Entschädigungen auch eine Frage der Gerechtigkeit sind, hob auch Moderatorin und NBG-Mitglied Marion Durst hervor.

Genau auf solch vielfältiges Feedback setzte das Nationale Begleitgremium mit seiner Veranstaltung in Jena. Der offene Austausch und das große Interesse sind Ansporn für das Gremium, weitere regionale Events in diesem Format anzugehen. Denn Vertrauen entsteht nur, wo man Menschen zuhört und sie ernst nimmt.

Aygül Cizmecioglu

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