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Ge­stat­ten, Sil­ke Bren­ner!

Foto von Silke Brenner (Mitglied des Nationalen Begleitgremiums) NBG-Mitglied Silke Brenner
Privat

NBG stellt sich vor | 11.11.2024

Sie kommt aus dem hohen Norden und sitzt seit Anfang des Jahres im NBG. Ein Gespräch mit der Bürgervertreterin Silke Brenner über ehrenamtliches Engagement, Pflichtgefühl und mehr Mut bei der Endlagersuche.

Frau Brenner, wann trat eigentlich das Thema „Atommüll“ in Ihr Leben?

Ich bin 57 Jahre alt und ein bisschen zu jung, um die Hochphase der Anti-Atomkraft-Bewegung miterlebt zu haben. Aber mich hat das Thema schon immer interessiert. Allein schon deshalb, weil ich ein politischer Mensch bin und mich gerne engagiere.

In welcher Form genau?

Vor allem lokalpolitisch, auf Gemeindeebene ehrenamtlich.

Das NBG ist auch ein Ehrenamt, und zwar ein ziemlich zeitintensives. Warum ist Ihnen dieses Engagement so wichtig?

Weil es in Deutschland ohne die Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, nicht geht. In der Tat – die Arbeit im NBG erfordert viel Zeit. Ich versuche das, an ein-zwei Tagen in der Woche zu bündeln. Dann klappt es auch. Schwierig wird es, wenn viele Termine, die auch vorzubereiten sind, in der Woche abends liegen. Dann wird es manchmal etwas knapp. Daher habe ich andere Ehrenämter derzeit auf Eis gelegt. Das wäre sonst nicht zu schaffen.

Sie waren 2016 schon Teil des ersten Bürgerforums, aus dem später die ersten Bürgervertreter*innen ins NBG gewählt wurden. Seitdem haben Sie das Verfahren aus der zweiten Reihe beobachtet, aber erst vor kurzem entschieden: Jetzt mache ich aktiv im NBG mit. Warum?

Ich fand schon vor neun Jahren das Thema spannend. Allein deshalb, weil ich das Gefühl hatte: Hier beginnt jetzt etwas Neues, etwas Einzigartiges. Diese Idee der breiten Bürgerbeteiligung fand ich unglaublich reizvoll. Aber mich hat der Zeitaufwand immer etwas abgeschreckt.

Und jetzt nicht mehr?

Doch, aber jetzt kam ein gewisses Pflicht- und Verantwortungsgefühl dazu. Man muss dazu sagen, dass meine Vorgängerin zurückgetreten ist. Es gab eine Vakanz und es stellte sich niemand auf. Mir war wichtig, dass die Bürgervertretung im NBG eine gewisse Kontinuität hat.

Wie waren die ersten Reaktionen von Freunden und Familie?

Ich muss sagen: durchweg positiv. Alle waren sehr unterstützend – auch mein Arbeitgeber.

Sie arbeiten Vollzeit in der IT-Branche. Wie sah die Unterstützung Ihres Arbeitgebers ganz konkret aus?

Erst einmal fanden sie die Idee toll und bestärkten mich darin, hier mitzumachen. Und man gab mir die Freiheit und zeitliche Flexibilität, mich auch mal in der Arbeitswoche auszuklinken und an NBG-Sitzungen teilzunehmen. Das ist nicht selbstverständlich und schreckt vermutlich viele Menschen ab, sich im NBG zu engagieren.

Was bringen Sie persönlich mit in dieses Gremium?

Ich glaube, ich kann ganz gut ein Schritt zurückgehen und den Blick auf das große Ganze lenken. Manchmal besteht die Gefahr, dass das NBG ein wenig betriebsblind wird und sich im Kleinklein verliert. Da ist es wichtig, die Grundmotivation hinter diesem Gremium und auch hinter der Endlagersuche ins Bewusstsein zu rufen.

Und zwar?

Wir haben hier ein ganz neues Verfahren. Alles soll transparent, wissenschaftsbasiert ablaufen. Und vor allem lernend.

Und das ist eine Herausforderung, oder? Immerhin ist die Endlagersuche ein gigantisches Gesellschaftsprojekt, ein Novum ohne Vorbilder.

Ja! Und sie wird sehr sehr lange dauern. Ich persönlich werde vermutlich nicht mehr erleben, dass das Endlager in Betrieb geht.

Der Zeitplan ist nachjustiert worden. Ursprünglich sollte die Standortentscheidung 2031 fallen. Jetzt geht man im besten Falle von 2046 und worst case von 2074 aus.

Und über diesen langen Zeitraum die Öffentlichkeitsbeteiligung kontinuierlich zu erhalten, wird herausfordernd.

Wie läuft das Verfahren Ihrer Meinung nach im Moment?

Ein bisschen zu langsam, an manchen Stellen ist es zäh. Ich würde mir manchmal mehr Mut von den staatlichen Akteuren wünschen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass da nur das Minimum gemacht wird. Dass sie sich nicht wirklich trauen, ein Stück weit nach vorne zu gehen. Man spürt ein gewisses Zögern.

Vielleicht eine Angst, etwas falsch zu machen? Immerhin geht es um hoch radioaktive Abfälle…

Klar! Und natürlich muss man sich auch an das Gesetz halten. Aber da gibt es so eine Scheu vor der Öffentlichkeit. Da würde ich mir manchmal mehr Selbstvertrauen wünschen. Wenn die Akteure transparent und ordentlich arbeiten, hat man nichts zu befürchten.

Wo gibt es kleine Stellschrauben, an denen man drehen könnte, um das Verfahren besser zu machen?

Ich glaube, im Bereich der Partizipation kann definitiv mehr gemacht werden. Das is ja vor allem die Aufgabe des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE). Vielleicht sollte man auch mal unkonventionelle Wege gehen.

Zum Beispiel?

Man könnte etwa auf eine Berufsmesse gehen, wo viele junge Leute sind und fragen: Wie wäre es? Wollt ihr Atompapst werden?

Atompapst, das klingt etwas geheimnisvoll, fast pseudoreligiös. Was meinen Sie damit?

Genau darum geht es. Man muss Aufmerksamkeit generieren. Wie kann man in sehr vielen Jahren noch garantieren, dass das Wissen über ein Endlager weiter besteht? Ein Atompapst wäre so eine Art Hüter des Wissens.

Sie haben zwei Töchter, die die lange Konfliktgeschichte hinter der Endlagersuche vermutlich nicht mehr kennen. Wenn Sie zusammen am Abendbrottisch sitzen und sich darüber unterhalten, haben Sie das Gefühl: Da wächst eine Generation heran, die viel unbefangener, viel pragmatischer dem Thema begegnet?

Unbedingt! Hier sind die Fronten nicht so verhärtet. Sie sind viel offener. Sie hören sich die Argumente an und sagen: Es ist doch eine gute Sache, wenn wir ein Endlager finden. Das erlebe ich auch mit anderen jungen Menschen, mit denen ich über das Thema spreche.

Also ein Hoffnungsschimmer für die Endlagersuche?

Ja, auf jeden Fall! Ich glaube, wenn wir Lösungen finden wollen, dann müssen wir kompromissbereit sein und offen bleiben.

Vielen Dank für das Gespräch!


Das Interview führte Aygül Cizmecioglu von der Geschäftsstelle des NBG.

Silke Brenner ist seit Januar 2024 Mitglied im Nationalen Begleitgremium.

Wer steckt eigentlich hinter dem Nationalen Begleitgremium? In einer losen Reihe von Interviews und Artikeln erzählen unsere Mitglieder ihre ganz persönliche NBG-Geschichte. Was ist ihre Motivation? Wo liegen die größten Herausforderungen? Die weiteren Texte finden Sie in unserem Dossier.

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