Herr Rüffer, willkommen im NBG! Was war Ihre Motivation hier mitzumachen?
Danke! Also es gibt eigentlich zwei Gründe. Zum einen war ich in meiner Jugend und als junger Erwachsener ein entschiedener Gegner der Nutzung von Atomenergie. Ich habe schon damals die Gefahren gesehen, die darin stecken. Natürlich wusste man auch, dass wir den hoch radioaktiven Müll auch irgendwo unterbringen müssen. Und das hat mir und vielen aus meiner Generation schon große Sorgen gemacht, wenn nicht sogar Angst.
Und was war der zweite Grund?
Ich finde dieses Verfahren der Endlagersuche, wie es aufgesetzt ist, außergewöhnlich.
Was meinen Sie damit genau?
Weil es das so in unserer Gesellschaft kaum gibt bzw. so eine Art der Beteiligung kaum präsent ist. Ich meine damit den Versuch, diese Polarisierung aufzuheben, die ich selbst als junger Mensch erlebt habe. Diese Kämpfe zwischen der Politik und den besorgten Bürgern. Und mein Eindruck ist: Diese Polarisierung nimmt eher zu.
Und wie könnte man dem entgegenwirken?
Es müsste mehr Beteiligungsmöglichkeiten geben. Und sie müssten sichtbarer werden und präsenter im Bewusstsein der Menschen. Ehrlich gesagt, hatte ich vor meiner Wahl nichts vom NBG gehört. Und das sollte sich ändern.
Die Auswahl der Bürger*innen ins NBG ist ein mehrstufiges Verfahren. Im Auftrag des Bundesumweltministeriums werden per Zufall Menschen aus ganz Deutschland kontaktiert. Bei Interesse wird man Teil eines sogenannten Bürgerforums, wo die wichtigsten Eckdaten zur Endlagersuche vorgestellt werden. Aus diesem Bürgerforum wird anschließend ein Wahlgremium gebildet. Und dieses wählt dann die Bürger*innen ins NBG – jeweils einen Mann, eine Frau und einen/eine Vertreter*in der jungen Generation. Ganz schön kompliziert…
Ja, das stimmt. Aber auch wahnsinnig spannend, wenn man sich darauf einlässt.
Sie sind Vermessungsingenieur und kommen aus Hannover. Wie möchten Sie sich ganz konkret ins NBG einbringen?
Ich bin hier weniger als Geodät, sondern vielmehr als Unternehmer. Ich habe vor 31 Jahren ein Ingenieursbüro gegründet. Und habe mich ständig mit allen möglichen sowohl inhaltlichen als auch formalen Themen - auch Rechtsfragen - auseinandersetzen müssen, sowohl in Deutschland als auch im Ausland. Und ich glaube, die Erfahrungen daraus kann ich gut ins Gremium einbringen. Und natürlich meine Lust auf Neues. Als Ingenieur ist man ja grundsätzlich sehr neugierig.
Im NBG sitzen 18 sehr unterschiedliche Persönlichkeiten – ehemalige Politik, renommierte Wissenschaftlerinnen, Vertreter von Umweltorganisationen, aber auch Studenten, Handwerker. Wie finden Sie diese doch sehr unterschiedlichen Backgrounds?
Großartig. Immer nur mit den eigenen Fachleuten zu tun zu haben, ist so was von langweilig. Insofern freue ich mich genau auf diese Vielfalt und den persönlichen Austausch mit so unterschiedlichen, spannenden Menschen.
Sie sind 69 Jahre alt und ziehen sich bald aus dem aktiven Berufsleben zurück…
Genau! Von daher habe ich jetzt genügend Zeit für meine Ehrenämter.
Haben Sie noch andere als das NBG?
Ja! Ich bin auch Handelsrichter am Landgericht hier in Hannover. Und Vorsitzender eines Alumni-Vereins an der Leibniz-Universität. Da kümmere ich mich sowohl um die alten Herrschaften als auch um den Nachwuchs. Und jetzt kommt das NBG noch dazu.
Warum ist Ihnen dieses ehrenamtliche Engagement so wichtig?
Ich selbst bin relativ behütetet aufgewachsen. Mir geht es gut. Und ich bin der Meinung, dass man davon ein Stück wieder zurückgeben sollte an die Gesellschaft – natürlich wenn man die Kapazitäten dafür hat. Damit versuche ich auch ein Vorbild zu sein für die jungen Mitarbeitenden in meinem Unternehmen und ein Signal zu setzen: Wenn es euch gut geht, dann engagiert euch auch für andere.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Aygül Cizmecioglu von der Geschäftsstelle des NBG
Jürgen Rüffer ist seit April 2023 Mitglied im Nationalen Begleitgremium.
Wer steckt eigentlich hinter dem Nationalen Begleitgremium? In einer losen Reihe von Interviews und Artikeln erzählen unsere Mitglieder ihre ganz persönliche NBG-Geschichte. Was ist ihre Motivation? Wo liegen die größten Herausforderungen? Die weiteren Texte finden Sie in unserem Dossier.